Gedenkstättenfahrt

Wir, das heißt 23 Schüler:innen und 3 Lehrkräfte, setzten uns für eine Woche intensiv mit dem Thema Holocaust auseinander. Nach 12h Busfahrt kamen wir im polnischen Ort Oświecim an. Am nächsten Tag ging es nach einer Stadtführung direkt zum Stammlager Auschwitz I. Die Sonne strahlte am blauem Himmel. Wüsste man nichts von der schrecklichen Geschichte dieses Ortes und wäre der Komplex nicht von mehreren Reihen Stacheldrahtzaun umgeben, könnten die Ziegelbauten beinahe idyllisch wirken. Auch nach einer sehr emotionalen 4-stündigen Führung, die unter anderem Räume gefüllt von Haaren, Kleidungsstücken und Koffern der Opfer enthielt und mit dem Gang durch Gaskammer und Krematorium endete, konnten wir das von den Nationalsozialisten hier verübte Grauen kaum fassen. Nach einiger Zeit von purer Sprach- und Fassungslosigkeit, sprachen wir über die zermürbenden Eindrücke in einem abendlichen Reflektionsgespräch.

Am Dienstag begannen wir den Tag mit einem Workshop, der sich mit den Zeugnissen von Kindern über den Holocaust beschäftigte. Nachmittags fuhren wir zum Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Vom ersten Blick auf das “Tor der Hölle“ an lief uns ein Schauer über den Rücken, der uns unseren ganzen Aufenthalt nicht mehr verlassen würde. Wir bekamen Rosen, die wir in Gedenken an die Opfer auf dem Gelände ablegen durften. Die Entscheidung der richtigen/angemessenen Stelle fiel jedoch schwer: An jedem Punkt auf dem ca. zwei Quadratkilometer großen Gelände wäre eine Geste für die ca. 1,5 Millionen Opfer dieser Hölle angebracht - Sei es die Rampe, eines der Krematorien oder eine Kinderbaracke. Als die Sonne langsam über dem Gelände unterging und leichter Nebel aufstieg, entstand eine ganz schaurige Stimmung.

Am nächsten Tag besuchten wir ein Kloster, in dessen Keller ein Überlebender von Auschwitz viele Jahre nach dem Krieg seine Erlebnisse in hunderten erdrückenden Gemälden darstellte. Unser Aufenthalt in Auschwitz war beendet und wir fuhren nach Krakau. Dort beschäftigten wir uns mit aus dem vorher angeschautem Film „Schindlers Liste“ bekannten Orten wie dem Krakauer Ghetto und dem Arbeitslager Plaszow.

Es handelte sich zwar definitiv nicht um eine Vergnügungsfahrt, aber alle Teilnehmenden haben viel mitgenommen. Das Grauen des Holocaust können wir jedoch auch nach dem Besuch zu dessen Höhepunkt nicht begreifen - nicht einmal Herr Babin kann das und er fährt schon seit 20 Jahren mit Schülern nach Auschwitz. Die verstörenden und emotionalen Geschichten von Überlebenden aus den Konzentrationslagern haben uns unseren Auftrag deutlich gemacht: Wir müssen alles dafür tun, um Hass und Diskriminierung im Keim zu ersticken, damit sich so etwas nicht wiederholen kann. Der Umgang anderer Besucher mit den Gedenkstätten (z.B. Initialen oder Instagram-Namen in die Wände der Todesbaracken zu ritzen) oder die vielen Holocaust-Leugner zeigen uns, dass es manche immer noch nicht verstanden haben.

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